Warum leben die Tiere im Tierschutz nicht genauso wie man es von den Besitzern erwartet?
Immer wieder stellen uns Leute die Frage oder werfen uns vor, dass unsere Nottiere nicht genauso leben wie wir es von den neuen Besitzern erwarten. Wir müssen Vorbild sein und müssen doch den Leuten das was wir in der Beratung vermitteln möchten auch vorleben.
Das ist absolut richtig und nichts würden wir Tierschützer lieber tun als das. Wir alle wünschen unseren Tieren ein tolles zu Hause, viel Platz, gutes Futter, und jedem Tier ein artgerechtes und schönes Leben.
Doch warum sieht man Tierschutz-Tiere in Zwingern, Käfigen, oft auf zu kleinem Raum und manchmal auch mit falschem Futter?
Seien Sie sich sicher, egal ob es um ein Tierheim geht oder um eine Notstation oder um andere Tierschutzeinrichtungen, niemand tut dies mit Absicht.
Ich spreche nun im Namen einer Meerschweinchen-Notstation, vieles lässt sich auf andere Tierarten entsprechend auch ableiten.
Eine Notstation hat die Aufgabe Tiere aufzunehmen, die aus verschiedenen Gründen abgegeben werden müssen. Darunter auch ausgesetzte Fundtiere, Tiere die aus einer furchtbaren Haltung stammen, kranke Tiere, trächtige, unkastrierte Tiere, aggressive Tiere, etc. pp. Oft ist eine sofortige Aufnahme innerhalb weniger Stunden notwendig, um die Tiere vor dem Tot zu retten.
Man glaubt nicht, was für Leuten wir begegnen und welche Gründe erfunden werden, um seine Tiere los zu werden. Von einer ehrlichen aussage wie "kein Interesse mehr" über einfach vor der Türe abstellen, haben wir alles schon mehrmals erlebt.
Nun ist es so, dass bei uns die Kapazitäten schnell erschöpft sind. Eine Wohnung (die für uns und die Tiere bezahlbar sein muss) hat begrenzten Raum. Wer schon einmal bei uns war, der weiss, dass wir unsere Wohnung nach den Tieren ausgerichtet haben.
Nun gibt es bei Notfällen 2 Möglichkeiten, entweder man nimmt sie auf mit dem Übel, dass die Schweinchen leider als Notlösung für kurze Zeit ein wenig enger sitzen müssen. Dies ist aber nur eine vorübergehende Lösung, bis sie zeitnah aufgepäppelt und ein gutes zu Hause gefunden haben. Im Durchschnitt sitzen die Schweinchen nie länger als 2-3 Wochen bei uns. Schweinchen die dauerhaft oder länger bei uns sind, z.B. Patenschweinchen, eigene Tiere, kranke Tiere, usw. bekommen selbstverständlich dauerhaft ausreichend Platz. Daher haben wir auch bewusst keine eigenen Schweinchen!
Mit "etwas enger sitzen" ist hier selbstverständlich nicht das stapeln von 20 Meerschweinchen in einem Meter-Käfig gemeint, sondern eben nicht die Wunschvorstellung die wir alle haben von 3-4 qm pro Schweinchen.
Oder Möglichkeit 2 ich nehme die Notfälle nicht auf und weise sie ab, mit der Gefahr, dass die Leute die Tiere in den nächsten Straßengraben werfen, im Wald aussetzen, in den Müllcontainer oder gegen die Wand werfen. Ja auch das wurde schon angedroht, wenn wir die Tiere nicht aufgenommen hätten. Und hier ist es für mich keine Überlegung, dass die Schweinchen lieber kurzzeitig etwas enger sitzen, als irgendwo entsorgt zu werden.
Selbstverständlich ist jede Kapazität irgendwann erschöpft und ich muss einschätzen ob ich die Leute an jemand anderen verweisen kann oder ob sie die Tiere sofort entsorgen. Es kam auch schon vor, dass ich die Tiere dann genommen habe und andere Tierschützer selbst um Hilfe gebeten habe bei der Vermittlung, weil ich wusste, dass sie sonst sofort anderweitig entsorgt werden.
Was niemals passieren wird ist, dass die Meeris hier hausen müssen wie in einem Messihaushalt. Für Fremde mag das manchmal so aussehen, denn wer hat schon freiwillig so viele Tiere in der Wohnung??!!
Allerdings kann ich versichern, dass es gesetzliche Auflagen vom Veterinäramt gibt, an die sich jede tierheimähnliche Einrichtung halten muss. Diese Vorgaben werden niemals unterschritten und werden regelmäßig überprüft.
Meinen Sachkundenachweis und die Genehmigung habe ich erhalten und werde beides gesetzeskonform einhalten.
Aber was ist mit dem Futter. Ja wir verlangen vom neuen Besitzer eine artgerechte Ernährung, und was muss er denken, wenn er bei uns "falsches" Futter in den Näpfen sieht? Das ist eine absolut berechtigte Frage auf die ich gerne antworte.
Da unsere Tiere größtenteils aus schlechter Haltung kommen und dort vorwiegend Brot, Kartoffeln, Getreide und sonstiges Zeug zum fressen bekamen, müssen sie langsam umgestellt werden. Daher bekommen sie das schlechte Futter langsam abgewöhnt und neues, gutes angewöhnt. Ausserdem haben wir viele Rentner und kranke Tiere, die eine Futterumstellung nicht mehr oder schlecht verkraften würden oder die Verdauung so schwach ist, dass sie ihren Lebensabend noch gemütlich und ohne Stress mit gewohnten Dingen verbringen dürfen.
Unsere Meerschweinchen werden alle mit einer großen Vielfalt an Frischfutter gefüttert, so dass sie im neuen zu Hause nicht erst vorsichtig Standard Gemüse anfüttern müssen. Darauf lege ich sehr viel Wert.
Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass jedes einzelne meiner Tiere seinen Bedürfnissen entsprechend liebevoll, individuell und ausreichend, seinem Charakter, sowie seinem Gesundheitszustand entsprechend versorgt, aufgepäppelt und vermittelt wird. Sei es mit Futter, Medikamenten, Päppelfutter, etc.
Böcke werden kastriert und nur nach ihrer nötigen Wartezeit zu Weibchen vermittelt oder gesetzt. Böckchen werden nicht unkastriert vermittelt. Kein Tier muss alleine sitzen, es werden keine Tiere zusammen gesetzt, die sich nicht verstehen, kein Tier muss leiden oder zurück stecken. Kein Tier wird vermittelt ohne ein gesundes Gewicht zu haben und nicht einwandfrei gesundheitlich auf der Höhe zu sein. Kein Weibchen wird trächtig raus gegeben.
Für Aussenstehende ist dies manchmal schwer zu verstehen, sie bekommen Vorschriften, an die sich der Abgeber selbst nicht hält. Allerdings hoffe ich, dass dieser Text nun ein wenig hilft aufzuklären über das Warum und Wieso. Leider ist dies das Los im Tierschutz, ich kann nur für uns sprechen, wir machen das alles nur um den Tieren zu helfen und auch wenn es traurige Momente gibt, die schönen überwiegen und zwar genau dann wenn ein Schweinchen in ein neues zu Hause ziehen darf oder wenn ein krankes Tier wieder gesund wird und ihm die Dankbarkeit anzusehen ist.
Wenn Sie helfen möchten, sind wir selbstverständlich dankbar über Futterspenden, persönliche Hilfe oder Spenden in Form von Einstreu, Heu, Medikamente, Übernahme einer Tierarztrechnung oder auch in jeder anderen Form. Wir sind für jede Hilfe und Unterstützung unendlich dankbar.